Auch der/die Beste will geführt werden

Vorab in eigener Sache: Die Besucherzahlen meines Blogs haben sich in den letzten zwei Jahren dynamisch entwickelt. Ich kann mich nur bedanken, dass seit dem Start nun mehr als 50.000 Besucher zu verzeichnen sind. Ich werde weiterhin mit meinen Beiträgen Impulse geben.

Herzlichen Dank!

Falsche Rücksichtnahme

Üblicherweise gibt es in der Druckindustrie, insbesondere in Familienbetrieben, immer wieder hervorstechende Facharbeiter, sowohl in der Technik als auch in AV, Kalkulation und Kundenbetreuung. Das sind dann innerhalb der Belegschaft Menschen mit sehr guten Fachkenntnissen bzw. dem Unternehmen einen Nutzen bringende Fähigkeiten. Das ist für die Druckerei ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Ist die Druckerei inhabergeführt, möchte der Geschäftsführer auf solch eine Fachkompetenz nicht mehr verzichten. Verbunden mit der Fachkompetenz ist oft eine langjährige Betriebszugehörigkeit. Diese Konstellation birgt manchmal auch, dass man auf diesen Menschen eine falsch verstandene Rücksicht nimmt. Es wird alles getan, dass dieser Mensch sich wohlfühlt. Mitunter werden eigentlich notwendige Diskussionen aus eben dieser falschen Rücksichtnahme nicht geführt. Je nach Charaktereigenschaften zeigen sich bei herausragenden Mitarbeitern manchmal auch negative Seiten im täglichen Miteinander.

Der klare Blick

In der Regel ist sich der gute Facharbeiter seines Könnens bewusst und leitet daraus u. U. einen individuellen Status ab. Wichtig für den Unternehmer ist, dass letztendlich auch der gute Facharbeiter ein Arbeitnehmer ist und somit manchmal eine subjektive, von den betrieblichen Interessen abweichende Sichtweise hat. Unternehmer und Arbeitnehmer haben natürlich unterschiedliche Interessenslagen das ist legitim wie auch richtig. Dies muss das bei der Bewertung, wie wertvoll jemand im Betrieb wirklich ist, berücksichtigt werden. Hinzu kommt auf welchem Niveau sich die anderen Facharbeiter der Druckerei befinden. Erst damit kann man die Frage beantworten auf welchem Level sich der herausragende Facharbeiter denn wirklich befindet. Ist er der “Einäugige unter den Blinden“ oder befindet sich das ganze Team um ihn herum schon auf hohem Durchschnittsniveau. Erst wenn das klar herausgearbeitet wurde ist auch eine dem Unternehmen dienliche Führung zu erbringen.

Innenverhältnis Chef zu guter Fachkraft 

Bestimmt der gute Facharbeiter seinen Status etwas verklärt und leitet daraus eigene definierte Freiräume ab, dann läuft es in die falsche Richtung. Man kann davon ausgehen, dass weniger das Wohl des Betriebes die Motivation des Handelns ist, als vielmehr die Befriedigung des eigenen Egos. Da werden Königreiche aufgebaut und der Chef steht mehr als einmal vor der Frage, ob er sich mit dem “starken Mitarbeiter“ anlegen soll. Eine latent sich aufbauende Unzufriedenheit ist die Folge. Herausragende Mitarbeiter sind für manchen Druckereiunternehmer manchmal ein Segen aber manchmal auch ein Fluch. Auf jeden Fall ist in solchen Fällen für manche Ideen vom Chef schnell das Ende der Fahnenstange erreicht und die Idee verschwindet wieder in der Schublade.

Die gute Fachkraft wird belohnt

In manchen Druckereien bekommen sehr gute Facharbeiter eine Chance zum “Aufstieg“. Man geht, ohne wirklich zu prüfen, davon aus, dass der gute Facharbeiter an der Druckmaschine auch ein guter Sachbearbeiter oder Kundenbetreuer ist. Es wird ausgeblendet, dass das eine mit dem anderen nur peripher etwas zu tun hat. Wenn der Mitarbeiter ein guter zuverlässig arbeitender Facharbeiter ist, reißt man zunächst in der Technik ein Loch. Das ist eine Schwächung der Leistungskraft einer Druckerei. Sobald abzusehen ist, dass ein guter Mitarbeiter nach Höherem strebt muss ein Ausstiegsplan gemacht werden. Es muss entweder mit Neueinstellung oder mittels Förderung in der bestehenden Mannschaft Ersatz herangezogen werden.

Die gute Fachkraft und ihr Königreich

In vielen Druckereien trifft man immer wieder auf einzelne Personen, die bei dem was sie tun, besonders gut sind. Sie verstehen ihr Handwerk, ob das nun als Drucker, Buchbinder, Sachbearbeiter oder Kalkulator ist. Dem Unternehmensziel ist es aber nicht dienlich, wenn diese Fertigkeit oder Fähigkeit dazu eingesetzt wird sich ein eigenes Königreich zu schaffen. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass der Chef mit Änderungswünschen auf Granit beißt. Das ist für den Chef eine latent belastende Situation. Einerseits will er die perfekte Mitarbeit bei der Umsetzung der Aufträge, andererseits hätte er gerne, dass der gute Mitarbeiter ihn entsprechend respektiert und die betrieblichen Regeln auch von demselben eingehalten werden. Vor diesem Hintergrund sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass betriebliche Regeln nie aus emotionalem Anlass heraus erstellt werden dürfen. Ist der Status “Königreich“ erst mal erreicht kostet es unheimlich viel Disziplin und Energie, um das Königreich wieder aufzulösen. Mit dem Dilemma ist es für den Chef sehr schwer, echte und authentische Wertschätzung anzubringen.

Führung von guten Fachkräften

Wer gute Mitarbeiter adäquat und zielorientiert führen kann, dem fällt das Führen von weniger guten Mitarbeitern um einiges leichter. Wo es bei Mitarbeitern aus dem mittleren Bereich mitunter ausreicht, sozusagen Anweisungen oder Vorgaben zu machen, möchte der Mitarbeiter, welcher sich seiner Leistungsbereitstellung bewusst ist, schon etwas mehr Hintergrundwissen haben. Er will die Sinnhaftigkeit von Entscheidungen erkennen können. Auch wollen gute Mitarbeiter, sofern sie zu dem Unternehmen loyal stehen, den Nutzen für das Unternehmen erkennen. Ausgeglichene gute Arbeitnehmer brauchen kein “tätscheln“, sondern Kommunikation auf Augenhöhe.  Sinnvoll ist immer ein frühes Einbinden bei Strukturveränderungen oder Korrekturen des Geschäftsfeldes.  Wichtig ist der Grundsatz: Keine Verbrüderung zwischen Chef und gutem Mitarbeiter (unterschiedliche Interessenslagen), eher eine “Partnerschaft“. Eine zielorientierte Distanz ist angebracht und es muss klar sein, wer der Chef ist. Trotzdem ist mit einem guten Mitarbeiter (im Sinne von herausragend) ein partnerschaftliches Miteinander anzustreben. Das Fundament: Wertschätzung bei sehr guten Facharbeitern geht nicht ohne Regeln! Es ist Aufgabe des Vorgesetzten oder des Chefs darüber zu wachen, dass diese Regeln eingehalten werden und es darf keine Ausnahmen geben!! Es kann deswegen zu einem latenten “Kräftemessen“ in positivem Sinn, kommen. Das ist per se nicht verkehrt und fördert beide Parteien. Die Herausforderung besteht also darin, die guten Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Einsatz für das Unternehmen zu bekommen und die Defizite mittels adäquater Führung zu kompensieren.

Fazit: Der Beste ist nicht zwangsläufig gut für das Unternehmen. Wenn Königreiche von sehr guten Mitarbeitern installiert werden liegt die Verantwortung beim Chef, bzw. dem Führenden. Der Chef sollte zumindest der informelle Führer sein!