Mitarbeiterführung – Es wird nicht leichter

Ich möchte vorausschicken, dass das Thema Mitarbeiterführung häufiger in meinen Blogbeiträgen vorkommt, aber ich sehe hier eine Chance zur Steuerung des Betriebsergebnisses und widme demzufolge diesem Thema meine verstärkte Aufmerksamkeit. Marktveränderungen und gesellschaftliche Entwicklungen bedürfen einer flexiblen Art im Umgang mit den Mitarbeitern. Die Anforderungen an Chefs und Führungskräfte mit Personalverantwortung hinsichtlich einer  erfolgsorientierten Mitarbeiterführung steigen dynamisch. Druckereien befinden sich nach wie vor in turbulenten Gewässern und damit ist u. U. im Einzelfall die Qualität der Führung entscheidend für Erfolg oder Misserfolg.

Ausstattung und Top-Qualität

Wie heißt es auf den Homepages vieler Druckereien: Wir sind technisch auf modernstem Stand oder unsere Qualität ist TOP! Oft sprechen die Zahlen für Mehraufwände (Nachdrucke) o. ä. eine andere Sprache. Der Produktivitätsfaktor und eine ehrliche Betrachtung der Aufwände sind die wahren Bewertungsgrundlagen und lassen Rückschlüsse auf die Qualität der Führung in der jeweiligen Druckerei zu..

Mitarbeiterführung hat Priorität

Die gesellschaftliche Veränderung bedingt ebenso eine Anpassung der Führung.  Hier gilt es ebenso wie in der Strategielehre: Die Anpassungsgeschwindigkeit innen, muss größer sein als die Veränderung außen. Dass bedeutet, dass Führungskräfte mit Personal- und Ergebnisverantwortung sich in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess befinden müssen. Gerade derzeit ist die Dynamik bezüglich der Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Arbeitnehmern enorm hoch. Sichtbar wird es umso stärker, wenn junge Menschen auf ältere Semester treffen und Situationen oder Abläufe im Betrieb völlig unterschiedlich bewertet werden. Da nutzt es dem Unternehmen insgesamt nichts, wenn die Führungskraft sagt, dass seine Sicht basierend auf der Berufserfahrung richtig ist. Hier gilt der Grundsatz: Besser wissen ist nicht gleich besser wissen! Die Gestaltung und die Durchführung der Mitarbeiterführung ist maßgeblich für das Gesamtergebnis verantwortlich. Eine Führung von Mitarbeitern ohne das Ziel einer intrinsischen Motivation ist zum Scheitern verurteilt. Anzumerken ist noch, dass das Ergebnis einer unvollkommenen Mitarbeiterführung erst nach längerer Zeit sichtbar und spürbar wird. Menschen sind keine Roboter und man kann nicht davon ausgehen, wenn man etwas kurz umprogrammiert (eine Ansprache hält), alles auf Knopfdruck anders läuft.

Ohne Anamnese keine Diagnose

Mitarbeiter wollen individuell verstanden werden und deren persönliche und berufliche Historie muss in die Führungsgestaltung einfließen. Erst wenn die Führungskraft eruieren kann was den Mitarbeiter als Ganzes ausmacht kann sie erkennen was zu tun ist und wo eine Förderung anzusetzen ist. In diesem Zusammenhang der schöne Satz (Quelle nicht bekannt): Bewerte deine Mitarbeiter nicht wie du sie sehen willst, sondern wie sie sind. Das einordnen können der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur ist die Grundlage einer erfolgsversprechende Führung des Mitarbeiters. Hierzu sind Kenntnisse aus Pädagogik und Psychologie von Vorteil. Dazu kommen noch Kenntnisse zu dem Thema Gruppenverhalten. Aus beiden, Einzel- und Gruppenverhalten, gilt es eine Symbiose zu bilden. Wenn das gelingt ist der Weg frei für eine intrinsische Motivation.

Intrinsische Motivation

Eine Führung von Mitarbeitern ohne das Ziel einer intrinsischen Motivation, ist zum Scheitern verurteilt. Die Motivationsgrundlagen hierzu gründen sich auf sinnhafte Führung, auf Identifikation und Loyalität. Alle diese Parameter sind nicht von Geld, vom klassisches Lob oder klassischer Belohnung im weitesten Sinn abhängig. Da geht es um andere Strukturen wie das Unterbewusstsein, die Wahrnehmung, das Zugehörigkeitsgefühl u.a. .Intrinsische Motivation baut sich alleine darauf auf, dass Menschen etwas aus eigenem Antrieb erfüllen und nicht, weil es von ihnen verlangt wird oder noch schlimmer es angewiesen wird. Die Ausprägung hinsichtlich des Erreichens einer optimierenden intrinsischen Motivation ist von der Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen abhängig. Nicht jeder Mensch erreicht die gleiche Stufe der Intrinsischen Motivation. Deswegen sind Kenntnisse zu den Themen Gruppendynamik, bzw. Gruppenverhalten zielführend. Mit anderen Worten, was die Führungskraft in der Führung der Einzelperson u. U. nicht erreicht, kann mit der Gruppendynamik kompensiert werden. Hierzu dient als Grundlage, dass die individuellen Persönlichkeiten der Gruppenteilnehmer bekannt sind und entsprechend “moderierend“ gelenkt wird um den “Druck“ auf eine Verhaltensänderung beim Einzelnen Einfluss verstärken zu können.

Als Fazit verweise ich an dieser Stelle auf eine gute Umschreibung dessen, was eine zielführende Führung berücksichtigen sollte: : Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Quelle: Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller

Unterscheidungsmerkmale eines Druckereiunternehmens

Unterscheidungsmerkmale sind ein zentrales Kriterium im Wettbewerb. Insbesondere in der Druckindustrie hat sich in den letzten Jahren des Umbruchs gezeigt, dass Maschinenbesitz kaum als Unterscheidungsmerkmal taugt. Im ungünstigsten Fall schafft sich der direkte Wettbewerber eine noch schnellere Maschine an oder ändert seine Stundensatzberechnung.

 Der Standort ist mittlerweile aufgrund der Infrastruktur und der Auswahl an Speditionen, in den überwiegenden Fällen kein echtes Unterscheidungsmerkmal mehr. Leistungsfähigkeit in Quantität und Qualität sind seit etlichen Jahren im Hinblick auf Maschinenausstattung, Prozessüberwachung und Zertifizierungen, ein austauschbares Kriterium.

Benchmark Mitarbeiter

Ein nicht kopierfähiges Unterscheidungsmerkmal für ein Unternehmen sind die Menschen, die das jeweilige Unternehmen ausmachen und das Tagesgeschäft leisten, sowohl in Technik als auch Büro.  Die Menschen, die Aufträge bearbeiten und planen, die Daten managen, die Druckplatten zu den Druckmaschinen bringen, die an Sammelhefter und Klebebinder auflegen oder den LKW beladen, sind die mitentscheidenden Faktoren, wenn man Benchmarks sucht. Mit einer Belegschaft, aus der mehrheitlich eine positive Zukunftsprognose für das Unternehmen erfolgt und die der Führung gute Noten attestiert, herrscht Eigenmotivation vor (intrinsische Motivation).

Eine Mitarbeiterführung, die zu einer intrinsischen Motivation fähig ist, beeinflusst indirekt die Belastbarkeit und die Leistungsfähigkeit der Mannschaft, in positivem Sinne!

Vergleichbar mit der Crew einer großen Segelyacht auf stürmischer See. Die Regatta gewinnt der,der die leistungsfähigere Mannschaft hat und die sich bei erhöhten Anstrengungen trotzdem wohlfühlt. Was nützt die theoretisch “schnellste“ Yacht, wenn die Mannschaft nicht optimiert geführt wird?

Nicht zu vergessen und als Transmitter fungierend, der Verkauf. Die Verkaufsmitarbeiter können nur das verkaufen, was der Betrieb hergibt. Damit sind nicht die Anzahl der Druckwerke oder die Bindestationen gemeint. Der Verkauf befindet sich nun mal in Abhängigkeit des Gesamtleistungsvermögens der Mannschaften. Der Verkauf kann nur dann erfolgreich strategisch positioniert werden, wenn die Mitarbeiter im Betrieb neue Anforderungen korrekt und innovativ umsetzen können.

(Bereits in früheren Publikationen habe ich die Wechselwirkung von Innovationsfähigkeit der Belegschaft und dem Neukundengeschäft dargestellt).

 Was muss ich dafür tun? Was bekomme ich dafür? Wo ist mein Nutzen?

Die Führungsstruktur und die Besetzung der Führungspositionen mit Personalverantwortung sind elementare Einflussfaktoren. Zielführend auf einem Weg zu Benchmark “Belegschaft“ sind Konstruktionen, die mit flachen Hierarchien auskommen, eine Durchlässigkeit beim Informationsfluss bieten und hierarchischen Folterfunktionen nicht zulassen. Ist dies nicht der Fall, stehen einer Förderung nach Befähigung und Stärken des Einzelnen entgegen. Ebenso gilt der gleiche Effekt hinsichtlich einer dynamischen Innovationsentwicklung bei den Mitarbeitern. Eine Führungscrew, die keine Grundangst hat, dass jemand besser wird als einer von ihnen, schafft es auch, andere zu fördern. Führungskräfte dürfen nicht mit “Informationsvorsprung“ arbeiten oder Politik betreiben.

Die individuelle Kommunikationsfähigkeit

Der Unternehmer oder Geschäftsführer muss die Führungskräfte hinsichtlich der individuellen Kommunikationsbefähigung begleiten und gibt die zugrunde liegende Philosophie (Führen mit Profil) in einer sich entwickelnden Struktur vor.

Zu guter Letzt entscheidet die Kommunikationsfähigkeit der jeweiligen Führungskraft, ob eine neue Kultur bei der Mitarbeiterführung Erfolg hat oder nicht. Kommunikationsfähigkeit bedeutet nicht, die Sprache zu beherrschen sondern unter Berücksichtigung der Befindlichkeiten der Mitarbeiter, eine individuelle Form der zwischenmenschlichen Kommunikation zu finden. Das erfordert in vielen Fällen situatives Training als Einzelcoaching oder in Gruppen mit Workshops und Fallanalysen.

Die allgemeine Arbeitsmarktentwicklung bringt mit sich, dass vermehrt junge Menschen mit geringer beruflicher Praxis (als Führungskraft), nach Studium oder Meisterschule, in Führungspositionen gelangen – was für die Branche durchaus kein Nachteil ist! Sie sind nicht trainiert mit „Ich-Botschaften“ zu kommunizieren. Sie haben nicht gelernt die Mitarbeiter begleitend zu entwickeln. Und genau diese Fähigkeiten sind nach neuzeitlichen Führungsgrundsätzen unabdingbar. Mit methodischer Kommunikation kann die Führungskraft (Betriebsleiter oder Abteilungsleiter) den Einzelnen zu mehr Identifikation, Loyalität, Leistungsbereitschaft, Qualitätsanspruch und Kundenorientierung bei der Durchführung der Aufträge bringen (nicht manipulieren – weiter entwickeln). Die Führungskraft wird zum Coach jedes Einzelnen. Diese Fokussierung auf die Sozial- und Kommunikationsstrukturen fördern das Helfen untereinander und scheinbar Unmögliches wird möglich.

Nach meiner Praxiserfahrung ergibt sich aus der anderen Art der Führung einige Vorteile: Eine Reduktion von allgemeinen Konfliktpotentialen, des Krankenstandes und mit mehr Struktur ist die Termingenauigkeit präziser – als Folge davon erreicht man eine höhere Kundenzufriedenheit und mehr Kompetenzvermutung seitens des Kunden. Eine Personalführung, die im Kern sich nach modernen Führungsgrundsätzen richtet und den Menschen innerhalb seines persönlichen Leistungsvermögens fördert, hat die Chance ein Unterscheidungsmerkmal zu bekommen, welches nicht kopierbar ist. Es ist ein soziales Gebilde was zu einer außergewöhnlichen Leistungsbereitschaft befähigt.

Fazit: Der Unternehmer hat die Vision. Daraus entstehen eine Idee und dann ein Plan. Zur Umsetzung des Plans, zu einem nicht kopierbaren Unterscheidungsmerkmal zu gelangen, benötigt er die Unterstützung der zweiten und dritten Führungsebene. Diese Führungskräfte mit zentraler Funktion “vor Ort“, sind die Multiplikatoren in die Belegschaft und gleichzeitig indirekt auch zum Kunden hin.

Erfahrungsgemäß führt eine Begleitung durch Workshops und Coachings zu positiven Ergebnissen und fördert ein zügiges Vorankommen. Die Investition für solch ein Projekt ist gemessen an dem was das Unternehmen bekommt, vertretbar und gut angelegt.