Gerade die Druckindustrie ist wie kaum ein anderer Industriezweig in einem seit langem andauernden Konsolidierungsprozess. Druckereien kämpfen ums Überleben oder auch aus einer Defensive heraus um eine zukunftsfähige Marktposition.
Die Verantwortung liegt bei der Unternehmensführung
Die Gestaltung des Unternehmenserfolges ist im gegenwärtigen Verdrängungswettbewerb keine triviale Aufgabenstellung. Der Kopf an der Spitze bestimmt i. d. R. wo es lang geht. Das erfordert eine ausgeprägte Fähigkeit zur Betrachtung komplexer Zusammenhänge. War vor Eintritt der Konsolidierungsphase in der Druck- und Medienindustrie der Auftragseingang und der tägliche Ablauf noch entspannt, zeigte sich spätestens mit dem Start der Onlinedruckereien, dass die Anforderungen an eine Druckereiführung sich potenziert entwickelten. Gerade in etwas schwierigeren Umfeldbedingungen ist es wichtig, dass die Druckereileitung agil vorausdenkt und handelt.
Richtungswechsel sind Bestandteil
Der Druckereiunternehmer sollte durchaus ausgeprägte Fähigkeiten für sinnvolle Richtungswechsel und neue Ideen haben. Richtungswechsel gehören zur Unternehmensführung dazu. Damit verbunden sind Analyse und Risikobewertung. Dieses Prozedere gehört zum Unternehmersein dazu. Das Gegenteil von “unternehmen“ ist “unterlassen“. Insbesondere Menschen in Führungspositionen mit einer Ausprägung zur Sicherheit, neigen eher dazu etwas zu unterlassen. Auf die Führungsqualifikation bezogen ist das dann allerdings eine Schwäche, wenn dazu sich der Betrieb in schwierigem Fahrwasser befindet. Für eine Druckerei im heutigen Umfeld braucht es ständige Bewegung. Der Print- und Medienmarkt ist in permanenter Veränderung und daher müssen sich die Druckereien, hinsichtlich einer Veränderungsgeschwindigkeit, mindestens genauso schnell oder idealerweise noch schneller bewegen, als die Veränderungen des Marktes es erfordern. Dabei im Blick habend, dass nicht nur die Technik sich ständig weiterentwickelt, auch Vertrieb und Mitarbeiterführung brauchen kontinuierlich neue Impulse, Letztgenanntes ist besonders zu beachten.
Auf was kommt es an?
Heute so und morgen wieder anders, dass geht auf Dauer nicht gut. Das Wichtigste bei Unternehmerentscheidungen ist die Sinnhaftigkeit und die Höhe der Wahrscheinlichkeit ein positives Ergebnis zu erreichen. Dem Mitarbeiter muss die Entscheidung einleuchten und sie muss für ihn transparent nachvollziehbar sein. Dies gilt für alle unternehmerischen Handlungen, sowohl bei Personalentscheidungen (Einstellungen, Umbesetzungen usw.), Investitionsentscheidungen, Veränderungen von Ablaufstrukturen oder grundsätzlich den Fortbestand des Unternehmens betreffende Entscheidungen. Druckereiinhaber, die ständig neue Ideen haben, müssen sich Gedanken darüber machen wie beweglich ihre Mitarbeiter sind. Vor allen Dingen ist es Pflicht darüber nachzudenken ob die Entscheidung dazu führt, dass eine oder mehrere Personen mit einem Mehraufwand belastet werden. Ist eine Mehrbelastung abzusehen, bedarf es vorher einer verständlichen Darlegung dessen, was man beabsichtigt und was das eigentliche Ziel ist. Am besten ist es, wenn daraus noch ein Vorteil (auch in Form von Stolz) für die Belegschaft generiert werden kann.
Als Beispiel möchte ich folgendes anführen: Ein Druckereiinhaber möchte die zu hohe Fehlerquote in der Produktion verringern, um dies umzusetzen, richtet er eine bestimmte Anzahl von Sicherungsmechanismen ein und überlässt dem Einzelnen mehr Raum für Einzelentscheidungen. Dieses Vorhaben lässt sich sehr gut positiv im Betrieb “vermarkten“. Da die Leistungsträger eine positive Fehlerquote gerne vor sich hertragen und eine Art Stolz für Beteiligung bei der Umsetzung und einer niedrigeren Fehlerquote entwickeln, ist die Chance einer positiven Umsetzung sehr wahrscheinlich.
Mitarbeiter wollen Kontinuität
Jede Belegschaft beobachtet und kontrolliert die Handlungen und auch die Ergebnisse der Arbeit der Geschäftsführung, natürlich nach individuellen Bewertungssystemen. Sind mehrere Gf´s im Haus, konzentriert sich dieses beäugen und bewerten eine Person, nämlich diejenige, die spürbar führt. Aus der Sicht des Mitarbeiters verbindet sich mit dem Begriff Führung auch der Begriff Entscheidungssicherheit. Das ist hinsichtlich der Identifikation und Loyalität ein wichtiges Bewertungskriterium. Die Mitarbeiter erwarten, dass der Chef alles irgendwie im Griff hat. Meist fehlt dem einzelnen die Bewertungskompetenz, wenn es um komplexe Druckereiführung geht. In negativen Fällen spielt das aber nur noch eine sekundäre Rolle. Das Potential zur negativen Beeinflussung der Mitarbeiter hinsichtlich Leistungsbereitschaft ist enorm groß. Was Druckereien unterscheidbar macht, sind engagierte Mitarbeiter und das bekommt ein Druckereiunternehmer nicht geschenkt – da muss er etwas dafür tun.
Zu häufige Richtungswechsel
Ein Druckereibetrieb ist als ein Organismus, analog dem Körper eines Lebewesens, zu betrachten. Sobald ein Organ schneller oder nicht rhythmisch läuft stottern auch die anderen Organe. Bei zu häufigen Richtungswechseln kann man die Belegschaft in Einzelfällen überfordern und im ungünstigsten Fall entwickelt sich eine Abneigung gegen alles was der Chef vorschlägt. Dann verweigern u. U. wichtige Teile der Belegschaft die Gefolgschaft. Dieser Wiederstand beginnt meist mit der inneren Verweigerung und dem Absprechen von Kompetenzen beim Chef.
Fazit: Die Anzahl der Richtungswechsel sollte unter Berücksichtigung eines Zeitfensters wohlüberlegt sein. Je nach Grad der Einflussnahme auf Befindlichkeiten der Arbeitnehmer ist eine vorherige Analyse von Auswirkungen und Widrigkeiten vorzunehmen. Hilfreich ist auch ein Hineinversetzen in die Rolle des jeweiligen Arbeitnehmers und sich die Frage zu beantworten, welchen Nutzen hätten denn die Mitarbeiter mit der jeweiligen Entscheidung?